Bevor wir die Methodik hinter der molekularen Allergiediagnostik erklären, müssen wir einige Grundbegriffe der Allergologie beschreiben. Was genau ist ein Allergen, und wofür steht die Abkürzung IgE?
Allergene & IgE-Antikörper erklärt
Einfach ausgedrückt, ist ein Allergen jedes Molekül, das IgE-Antikörper (eine Art von Protein im Körper) bindet. IgE-Antikörper sind Teil unseres Immunsystems und spielen eine wichtige Rolle bei der allergischen Reaktion. Nicht alle Allergene sind jedoch Proteine. Beispiele für Nicht-Protein-Allergene sind Medikamente wie Penicillin oder das Antiseptikum Chlorhexidin.
Hier ein Beispiel für ein sehr häufiges Allergen und die Reaktion, die es im Immunsystem des Körpers auslöst: Bei einer Gräserpollenallergie hält das Immunsystem eine normalerweise harmlose Substanz für schädlich für den Körper. Das Immunsystem will den Körper schützen und produziert IgE-Antikörper, um die vermeintlich “schädliche” Substanz zu bekämpfen. Nun beginnt im Körper eine ganze Kette von Ereignissen. Dies führt zu Allergiesymptomen wie Niesen, juckenden, tränenden und geröteten Augen und einer laufenden oder verstopften Nase, so dass sich der Allergiker elend fühlt.
Was ist eine Kreuzreaktion?
Die meisten Allergene können allergenspezifische Antikörper hervorrufen, d. h. sie sind sensibilisierende Allergene, die allergische Symptome hervorrufen können. Wenn ein Allergen nicht sensibilisierend ist, kann es nur dann allergische Reaktionen hervorrufen, wenn eine Person zuvor Kontakt mit einem verwandten sensibilisierenden Allergen hatte. Dies nennt man eine Kreuzreaktion.
Ein Beispiel wäre das Birkenallergen Bet v 1 als sensibilisierendes Allergen und das verwandte Apfelallergen Mal d 1 als nicht sensibilisierendes Allergen. Das Apfelallergen geht häufig eine Kreuzreaktion mit dem Birkenallergen ein, obwohl es selbst keine allergischen Symptome verursacht. Dies bedeutet: Wenn eine Person allergisch auf Birkenpollen reagiert, ist es möglich, dass sie auch beim Verzehr von Äpfeln allergisch reagiert.
Bei Kreuzreaktionen zwischen Pollen und rohem Obst spricht man vom oralen Allergiesyndrom (OAS). Typische OAS-Symptome sind ein juckender Mund, geschwollene Lippen, Mund und Zunge sowie ein Kratzen im Hals. Die Symptome treten in der Regel im Mund- und Rachenraum auf und gehen normalerweise nicht darüber hinaus. Eine Behandlung ist nicht erforderlich, da die Symptome schnell abklingen, wenn der Patient die Frucht entweder verschluckt oder aus dem Mund entfernt.
Molekulare Allergiediagnostik
Die Grundlage der Allergiediagnostik ist der Nachweis spezifischer IgE-Antikörper im Blut oder auf der Haut einer Person, die auf Allergenextrakte aus Allergenquellen wie Pollen, Hausstaubmilben oder Tierhaaren reagieren. Verschiedene herkömmliche Haut- und Bluttestverfahren für Allergien beruhen auf diesem Prinzip.
In den letzten drei Jahrzehnten hat sich die Molekularbiologie stark weiterentwickelt. Sie ermöglicht es den Wissenschaftlern nun, Allergene auf molekularer Ebene sehr detailliert zu identifizieren und zu charakterisieren. Heutzutage kann die wissenschaftliche und medizinische Gemeinschaft zu Forschungszwecken auf eine umfangreiche Allergendatenbank zugreifen.
IgE-Antikörpertests: Singleplex- und Multiplex-Assays
In der molekularen Allergiediagnostik gibt es zwei Methoden für den Test von IgE-Antikörpern: Singleplex- und Multiplex-Assays. “Assay” bezeichnet die untersuchenden analytischen Verfahren in der Labormedizin.
Bei einem Singleplex-Assay-Lauf wird pro Analyse nur ein Analyt gemessen. Bei einem Multiplex-Assay-Lauf können mehrere Analyten in einer einzigen Analyse gemessen werden. Während Singleplex-Assays ein Höchstmaß an Sensitivität in der Analyse garantieren, liefern Multiplex-Assays eine breite Palette verwandter, kreuzreaktiver Moleküle und vermitteln daher ein nahezu vollständiges Bild des Sensibilisierungsstatus eines Patienten. Je genauer die Diagnose eines Patienten ist, desto einfacher ist es, eine individuelle Therapie durchzuführen.
Für den 7DROPS-Allergie- und Nahrungsmittelintoleranztest verwenden wir Multiplex-Assays, um bis zu 300 Allergene bzw. Nahrungsmittelantigene aus nur 100 Mikrolitern Serum oder Plasma zu testen.
Die Vorteile des Einsatzes von Multiplex-Assays liegen in der Zeit- und Kosteneffizienz. Multiplex-Assays sind einfacher aufgebaut und benötigen eine kürzere Durchlaufzeit bis zur Erstellung der Ergebnisse. Sie erfordern auch weniger Reagenzien (Substanzen, die eine chemische Reaktion auslösen) und weniger Zeit für die Überwachung des Prozesses durch Techniker.
Vorteile der In-vitro-Molekulardiagnostik
Der Einsatz der molekularen In-vitro-Diagnostik zur Untersuchung immunologischer Erkrankungen wie Allergien und Nahrungsmittelintoleranzen verbindet die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse mit modernster Technologie.
Die molekulare Diagnostik ermöglicht eine flexible, zuverlässige und kostengünstige Profilierung des Sensibilisierungsstatus eines Patienten. Die Patienten können ihre Testergebnisse mit ihrem Hausarzt oder Allergiespezialisten besprechen und individuelle therapeutische Konsequenzen (z. B. Meiden des Allergens, Allergen-Immuntherapie) zur Verbesserung ihrer Gesundheit und Lebensqualität erörtern.